Sound Of Frankfurt

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Projektbeschreibung

Eine musikalische Reise durch die Stadt Frankfurt am Main - von Michael Bibo und Marek Herz


“Sound Of Frankfurt” nahm als Ausgangspunkt der Inspiration verschiedene Stadtteile Frankfurts und damit verbundene Besonderheiten, um diese in Musik umzusetzen. Dabei sollten circa einminütige Tracks produziert werden, die jeweils einen Stadtteil musikalisch beschreiben. In der Vorplanung wurde sich zunächst darüber verständigt, welche Stadtteile in erster Linie interessant wären und eine inspirierende Grundlage für die Kompositionen darstellen würden.
Hierbei wurde schnell klar, dass eine Auswahl getroffen werden musste und das für jeden vertonten Stadtteil eine Inspiration in den Mittelpunkt gestellt werden sollte. So wurde zum Beispiel von geographischen, baulichen oder historischen Besonderheiten ausgegangen, einzelne Ereignisse in dem Stadtteil ausgewählt sowie direkt vor Ort aufgenommene Field Recordings verwendet. Darüber hinaus wurde zum Teil auch ein künstlerisch abstrakter Ansatz verfolgt, indem zum Beispiel Metadaten oder sonstige Besonderheiten des Stadtteils als Inspiration dienten.
Somit entstand eine breite Palette unterschiedlicher Inspirationen, die in den vorliegenden Tracks musikalisch abgebildet ist.
Das Projekt möchte hierbei nicht bestimmte Stilistiken, Sounds oder Personen kopieren, sondern lässt sich im Einzelfall nur davon inspirieren.
Natürlich ist die Wahrnehmung des Stadtteils etwas Subjektives und erhebt damit keinen Anspruch auf eine objektive Darstellung des Stadtteils, sondern ist vielmehr Ausdruck einer persönlichen, künstlerischen Assoziation und deren Ausdruck in Musik.

Das Projekt wurde durch die Förderung der hessischen Kulturstiftung ermöglicht. Vielen herzlichen Dank dafür!

Zum näheren Verständnis der einzelnen Tracks mit ihren jeweiligen Inspirationsgrundlagen, erfolgte eine Dokumentation und Beschreibung der einzelnen Stadtteil Tracks.
(siehe folgender Abschnitt)

Beschreibung der einzelnen Stadtteile:

Stadtteil Flughafen
Track: Frankfurt Airport Groove


Für viele Reisende ist der erste Berührungspunkt mit Frankfurt der Flughafen der Mainmetropole. Die Musik stellt in ihrem Beat und ihrem bewegten Pulsieren den - unter normalen Umständen - nie still stehenden Flughafen dar. Angereichert wird der Track durch Fieldrecordings verschiedener Geräusche, die im Rahmen des Projektes auf dem Flughafen aufgenommen wurden.

Stadtteil: Dornbusch
Track: Hessischer Rundfunk


Dieser Track stellt collagenartig die Vielfalt der Wellen des Hessischen Rundfunks dar.
Ganz im Stile eines typischen Radio-Moderations-Musikbettes erfolgt hier eine Collage aus den typischen Geräuschen beim “Durchscannen” eines Radiogerätes und verschiedenen (selbst eingesprochenen) Ansagen zum Ankündigen der unterschiedlichen Wellen (HR3, HR Info, HR4…) und Institutionen wie HR Bigband und HR Sinfonieorchester. Somit soll demonstriert werden, wie groß die Bandbreite der Angebote ist, die alle unter dem Dach des Hessischen Rundfunks beheimatet sind.

Stadtteil: Innenstadt
Track: Goethe


Ausgehend vom Goethehaus entstand die Überlegung, wie man den Namen Goethe musikalisch “codieren” könnte. Naheliegend ist, die im Namen enthaltenen Buchstaben als Töne erklingen zu lassen, sofern die Buchstaben Notennamen entsprechen. Für die anderen Buchstaben wurden andere Möglichkeiten gefunden, sodass sich schließlich folgender “Code” ergab:
G: Note G
O: Oktavsprung nach oben
E: Note E
T: Terz nach unten
H: Note H
E: Note E


Die sich hieraus ergebende Melodie bildet die Grundlage des Stücks und erklingt mehrmals in Variationen in der Stilistik der musikalischen Klassik, verstärkt durch eine dezente Jazz-Combo, um hierüber auch die Brücke in die Moderne zu schlagen.

Stadtteil: Sachsenhausen
Track: Eintracht Frankfurt


Als Schauplatz und “Heimatbühne” der Eintracht diente das in Sachsenhausen befindliche Stadion als Inspiration, das Flair und die Atmosphäre großer Fußballveranstaltungen in Musik zu übertragen. Daraus resultierte eine Hymne mit den typischen Stilmitteln aus Fangesängen und Stadionatmosphäre. Die Eintracht wird mit einer eingängigen Melodie besungen, um das euphorische und verbindende Gefühl des Fußballs auszudrücken.

Stadteil: Westend
Track: Die Evolution


Ausgangspunkt der Inspiration ist das im Stadtteil Westend-Süd befindliche Senckenbergmuseum und eines seiner zentralen Themen, die Darstellung der Evolution.
Die musikalische Umsetzung erfolgt mithilfe eines orchestralen Arrangements, in dessen Zentrum ein einfaches Motiv steht, welches zunächst von der Flötenstimme vorgestellt und im Anschluss von allen anderen Instrumentengruppen übernommen und variiert wird. In einem musikalischen Spannungsbogen wandert das Ursprungsmotiv durch alle Stimmen und symbolisiert somit den Verlauf der Evolution, das immer Komplexer-Werden der Lebensformen, die aber alle dem gleichen Motiv entsprungen sind.

Stadtteil: Gallus
Track: Gallus Atmosphere


In diesem Track präsentiert der bekannte Frankfurter Cellist Christopher Herrmann seine Sicht des Gallusviertels, in dem er beheimatet ist.
Die Atmosphäre des Tracks spiegelt seine Wahrnehmung des Stadtviertels wider und ist geprägt von einem geschäftigen Treiben, einer teils angespannten Stimmung aufgrund des Verkehrsaufkommens und drückt sich musikalisch in einer dissonanzenreichen, rhythmisch verschachtelten Collage verschiedener geräuschhafter Melodiephrasen aus.

Stadtteil: Ostend
Track: Zoo Frankfurt


Der im Ostend Frankfurt befindliche Zoo stellt eine große Attraktion Frankfurts dar. Als zweitältester Zoo Deutschlands besitzt er eine große Artenvielfalt und begeistert damit jedes Jahr viele Besucher:innen. In der Musik wird ausgehend von verschiedenen Tier-Geräuschen eine Collage dieser Geräusche erzeugt und mit Hilfe einer fröhlichen Musik mit typischen Stilmitteln aus dem musikalischen Repertoire des afrikanischen Kontinents zum Ausdruck gebracht, welche große Freude das Besuchen des Zoos für Groß und Klein darstellt.

Stadtteil: Praunheim
Track: Duett für Stimme und Rasenmäher


Ausgangspunkt der Inspiration ist die in Praunheim gelegene Kleingartenanlage des Taunusgärten e. V., Anlage 2. Die Geräuschelemente wurden aus Field Recordings vor Ort aufgenommen und inspirierten wiederum zu einer entspannten Musik, welche die Idylle und Ruhe der Gärten in der Stadt zum Ausdruck bringt. Zentrales Element ist die Stimme der Frankfurter Sängerin Olga Zaitseva-Herz, die für das künstlerische “Experiment” gewonnen werden konnte, eine Vokalimprovisation zu den Klängen eines Rasenmähers aufzunehmen. Kleingärten sind das grüne Herz der hessischen Metropole und sind wichtig für die Menschen sowie für die Natur. Im Kleingarten-Ranking der deutschen Städte besitzt Frankfurt a.M. den stolzen siebten Platz mit seinen 111 Vereinen und 16.000 Kleingärten, so der Bundesverband Deutscher Gartenfreunde e. V.

Stadtteil: Niederrad
Track: Universitätsklinikum Frankfurt


Zentrale Inspiration dieses Tracks ist das Geräusch des Martinshorns. Musikalisch betrachtet stellt dies eine Quarte dar, daher baut die Melodie ebenfalls auf einem Quartmotiv auf und folgt dem Tempo des Krankenwagen-Geräuschs. Der Track vermittelt durch seinen Verlauf und das Erklingen von Martinshorn und EKG-Monitor eine sich steigernde Spannung und stellt musikalisch die Anfahrt eines Krankenwagens auf das Gelände des Universitätsklinikums dar.

Stadtteil: Preungesheim
Track: SAE


Das in Preungesheim befindliche SAE Institut ist eine renommierte Ausbildungsstätte für ein breites Spektrum an Audio- und Multimediaberufen.
Die Stilistik des Tracks mit seinen elektronischen Elementen und Produktionseffekten spiegelt den Aspekt der modernen Technik wider, wofür die SAE steht. Über pulsierende Synthesizer entfaltet sich eine Melodie, die mit ihren Tönen “es”, “a” und “e” eine direkte Übertragung des Namens SAE in Musik darstellt.

Stadtteil: Nieder-Eschbach
Track: Ikea Groove


Inspiriert vom Ikea-Möbelhaus in Nieder-Eschbach entstand dieser Track. Typische Geräusche, die beim Aufbauen eines Möbelstücks entstehen wurden hier als rhythmische Collage kombiniert.Dieser Rhythmus wiederum inspirierte die leicht lateinamerikanisch beeinflusste Akkordfolge im Piano und die dazu erklingende Melodie.

Stadtteil: Höchst
Track: 12 Colours


Der historische Name “Farbwerke Höchst” inspirierte dazu, das Thema Farben in Musik darzustellen. Hierbei entstand die Idee, sich als Ausgangspunkt auf den 12-teiligen Farbenkreis zu beziehen, ein in Kunst und Industrie geläufiges Ordnungssystem zum Darstellen der verschiedenen Farbwerte. Interessant erschien die Analogie zu den 12 Tönen im musikalischen Kontext, in welchem 12 Halbtonschritte den Rahmen einer Oktave darstellen.
In Anlehnung an Zwölftonmusik entstand ein Track, der zwei 12-Ton-Reihen verwendet (Melodien, in denen alle 12 Halbtonschritte nacheinander in einer bestimmten Reihenfolge vorkommen, ein Ton darf erst dann wieder erklingen, wenn alle anderen Töne erklungen sind.) Die Herausforderung hierbei besteht darin, die melodische Struktur dennoch tonal zu halten, sodass die Hörer:innen eine Orientierung beim Hören der melodischen Phrasen haben.

Stadtteil: Nieder-Erlenbach
Track: Störche


Ausgehend von einer aktuellen Pressemeldung über in Nieder-Erlenbach angesiedelte Störche war die zentrale Inspiration das Klappern der Weißstorches. Musikalisch schien dies besonders interessant, weil hiermit schon ein Sound und eine Rhythmik definiert waren, die das Genre eines Flamencos nahelegten. Der Track setzt das Klappern des Storches in Szene und umrahmt es mit einer Flamenco-typischen Gitarrenbegleitung und einem fröhlich, positiven Bandarrangement.

Stadtteil: Fechenheim
Track: Fechenheim Club


In Reminiszenz an den legendären Cocoon Club von DJ. Sven Väth in Fechenheim entstand dieser Track mit Elementen der elektronischen Dance Music. Clubatmosphäre, treibende Beats und Megaphon-Samples lassen die Atmosphäre entstehen, die den Cocoon Club in Fechenheim für lange Zeit prägte und Fechenheim überregional bekannt machte.


Stadtteil: Rödelheim
Track: Baustelle


Im Titel zum Stadtteil Rödelheim habe ich meine persönlichen akustischen Erfahrungen aus dem letzten Coronajahr verarbeitet. Aktuell wird in diesem Stadtteil sehr viel gebaut und erneuert, so auch in unserem Haus, in dem seit Beginn des ersten Lockdowns eine Wohnung nach der anderen kernsaniert wird. Für mich als Musiker in erster Linie eine Belastung, da es das Arbeiten unmöglich gemacht hat, aber diente in diesem Fall auch als inspiration für einen Track zum Album “Sound of Frankfurt” Alle Tonaufnahmen der Baustellen sind original Field Recordings aufgenommen in meiner Wohnung. 
Zusätzlich hört man einen einsames Klavier üben, das vom Baulärm verschluckt wird und einen kurzen Rap in anlehnung an die Deutschrap-Tradition des Stadtteils. 

Stadtteil: Altstadt
Track: Römer


Im Track “Römer” stand die Inspiration der Vertonung des Dachprofils des Frankfurter Römers im Vordergrund. Der stufige Aufbau der Dächer wurde auf Tonleiterstufen übertragen. Eingebettet wurde diese Idee in ein klezmer-artiges Arrangement, um hiermit dem bunten  jüdische Leben  in diesem Stadtteil (Judengasse) musikalisch Rechnung zu tragen.